Jörg Hofmann, der Erste Vorsitzende der IG Metall, Dr. Stefan Wolf, Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Dr. Rolf Schmachtenberg, der beamtete Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, und Jürgen Peters, ehemalige Vorsitzende der IG Metall, würdigen die Ergebnisse der 20-jährigen Entwicklung des gemeinsamen Versorgungswerks von IG Metall und Gesamtmetall und sprechen über die Rolle der betrieblichen Altersvorsorge in Deutschland.
Jörg Hofmann im Interview
Der Erste Vorsitzende der IG Metall würdigt die Ergebnisse der 20-jährigen Entwicklung des gemeinsamen Versorgungswerks von IG Metall und Gesamtmetall. Er beschreibt Aufgaben für die weitere Entwicklung von MetallRente und äußert seine Erwartungen an die Politik, um die betriebliche Altersversorgung in Deutschland weiter voranzubringen und stärker in die Breite zu tragen.
Wofür steht das Versorgungswerk nach 20 Jahren?
00:00:05:18 bis 00:01:22:20
"Ich glaube, wir müssen als Tarifvertragsparteien beide überlegen, was tun wir mit dieser gemeinsamen Einrichtung weiter. Wir haben klasse Erfolge in der Akquisition von Neuverträgen. Aber wir müssen immer noch feststellen, große Teile der Beschäftigten haben bis heute keine Zusage für eine betriebliche Altersvorsorge. Was können wir tun, dort noch mehr in die Fläche zu kommen. Was können wir tun auch mit neuen leistungsfähigeren Angeboten auch etwa unter Nutzung neuer gesetzlicher Möglichkeiten? Das ist eine Herausforderung, wo ich deswegen auch gerade vorher mit Recht, glaube ich, aus meiner Sicht gesagt habe, so richtig interessant wird es jetzt auch wieder: Die erste Phase ist vorbei. Die MetallRente ist ein richtig guter Marktplayer, auch anerkannt, aber wir müssen auch schon auf die Zukunftsthemen uns einrichten. Ich glaube, die MetallRente lebt von Vertrauen in die Sozialpartner. Die Beschäftigten, die Vertragsabschlüsse machen und ‚MetallRente‘ lesen, glauben, da gibt es eine ordentliche Governance und dort geht es ehrlich zu, transparent zu. Und ich glaube, das wichtigste für die MetallRente auch in Zukunft ist diese Transparenz, die offene Kommunikation, auch wenn es mal schwierig wird im Geschäftsumfeld."
Kann die Politik noch mehr tun für die Förderung der betrieblichen Altersversorgung?
00:01:25:10 bis 00:02:13:07
"Nun, der Gesetzgeber hat z.B. mit dem Betriebsrentensträrkungsgesetz in der letzten Legislaturperiode den Versuch gemacht, die betriebliche Altersvorsorge zu pushen. Das gelang nicht, weil das Gesetz auch noch Konstruktionsfehler hat. Unsere Kolleginnen und Kollegen wollen Sicherheiten, die wollen Verlässlichkeiten und alleine das Vertrauen reicht nicht aus. Deswegen glaube ich, wenn der Gesetzgeber die betriebliche Altersvorsorge als zweite wichtige Säule neben der gesetzlichen Rente will, muss er auch selber ins Obligo gehen und Modelle unterstützen, Modelle auch absichern, damit Verlässlichkeit nicht nur über die Akteure, in dem Fall die MetallRente, sondern auch über den Gesetzgeber mit garantiert wird."
Dr. Stefan Wolf im Interview
Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall würdigt die 20-jährige Entwicklung des gemeinsamen Versorgungswerks von Gesamtmetall und IG Metall. Er äußert sich zu Verbesserungsmöglichkeiten der bAV, die Rolle der betrieblichen Altersversorgung in den Unternehmen und spricht über die Bedeutung, die sie vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung insbesondere für junge Menschen hat.
Wofür steht das Versorgungswerk MetallRente nach 20 Jahren?
00:00:06:10 bis 00:00:20:16
Die MetallRente ist natürlich ein ganz wichtiger Bestandteil der betrieblichen Altersversorgung und ich glaube, wir haben damit Großes geschaffen. Und die Menschen, die da teilnehmen, haben, glaube ich, eine gute Versorgung im Alter und das ist sehr wichtig.
Welche Bedeutung hat die betriebliche Altersversorgung heute und in Zukunft?
00:00:23:06 bis 00:01.19:15
Die betriebliche Altersversorgung ist wichtig und sie wird auch immer wichtiger in der Zukunft, denn wir werden viel mehr Menschen haben, die im Ruhestand sind und viel weniger Menschen die arbeiten, so dass die gesetzliche Rentenversicherung aus meiner Sicht in eine Problemlage läuft. Sie ist heute eigentlich schon drin und sie läuft mehr und mehr in eine Problemlage. Und deshalb brauchen die Menschen, um auch sicher im Alter leben zu können, eine weitere Säule. Und hier ist die betriebliche Altersversorgung ein ganz wichtiges Element. Ich glaube, man muss in den Betrieben, und ich mache das in meinem Betrieb und viele andere sollten es in den Betrieben auch machen, mit den Menschen sprechen und sie davon überzeugen, dass es wichtig ist, eben auch betriebliche Altersversorgung aufzubauen. Viele junge Menschen mit 25, 30 denken eben noch nicht so lange und denken noch nicht ans Alter und denken nicht an 65. Und deswegen müssen wir Überzeugungsarbeit leisten, die Menschen mitnehmen und ihnen klarmachen, dass sie was aufbauen müssen, um später im Alter eben auch gut leben zu können.
Was erwarten Sie von der Bundesregierung für die Entwicklung der betrieblichen Altersversorgung?
00:01:23:08 bis 00:01:45:23
Ich erwarte, dass hier eben vor allem vielleicht noch weiter steuerliche Anreize gesetzt werden, wenn Menschen aus dem Bruttoeinkommen Geld in die betriebliche Altersversorgung einbringen können, also nicht aus dem Nettoeinkommen. Es sind große Vorteile, die man dabei hat. Da kann man sicherlich vor allem steuerliche Anreize setzen, dass junge Menschen überzeugt werden können, in die betriebliche Altersversorgung einzuzahlen.
Dr. Rolf Schmachtenberg im Interview
Dr. Rolf Schmachtenberg, beamteter Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, äußert sich zu den Ergebnissen des Versorgungswerks MetallRente nach 20 Jahren sowie zur Bedeutung und den Aufgaben der betrieblichen Altersversorgung.
Wofür steht das Versorgungswerk MetallRente nach 20 Jahren?
00:00:06:14 bis 00:00:19:05
Na, dass ich da einen Partner hatte, der ungewöhnlich professionell ist, ungewöhnlich engagiert. Und dafür hat für mich beispielhaft immer auch dieses wunderbare Büro gestanden, dieses Gruppenengagement für eine gute Rente für die IG Metaller.
Welche Bedeutung hat die betriebliche Altersversorgung heute und in Zukunft?
00:00:23:11 bis 00:01:03:17
Das ist für uns ein ganz wichtiger Zweig der ergänzenden Altersvorsorge. Für uns ist schon die umlagefinanzierte gesetzliche Rente die große Basis. Da haben auch alle Zugang. Und die betriebliche Altersvorsorge ist die zweite wichtige Ergänzung, dann die zweite Schicht dazu. Und ihre Besonderheit ist das Zusammenstehen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern, Gewerkschaften und Verbänden und natürlich auch die Verbindung mit dem Betrieb, dem Betriebsort. Und ich denke, dass ihr noch eine große Zukunft bevorsteht. Es geht immer mehr um Fachkräftebindung. Es geht um Bindung von qualifizierten Leuten, es geht um Zusammenhalt. Und das macht die Betriebsrente.
Jürgen Peters im Interview
Der ehemalige Vorsitzende der IG Metall redet über die Motive der IG Metall 2001 für die Gründung des Versorgungswerks MetallRente und die Umstände der Gründung dieser gemeinsamen Einrichtung von IG Metall und Gesamtmetall. Er äußert sich zur Bedeutung des Versorgungswerks und zu den Aufgaben der betrieblichen Altersversorgung.
Wofür steht das Versorgungswerk MetallRente nach 20 Jahren?
00:00:05:08 bis 00:01:20:14
Also ich muss mal vorwegschicken, als wir damals, wir die IG Metall, die Idee hatten, eine dritte Säule der sozialen Sicherung aufzubauen mit den Arbeitgebern, da hatten wir natürlich die Idee, das per Tarifvertrag zu organisieren. Die Arbeitgeber waren leider nicht in der Lage, sich dafür zu erwärmen. Sie standen da ein bisschen ‚quer im Stall‘, wie man so schön sagt. Sie hatten das aus verschiedensten Gründen abgelehnt, bis dann ein Kompromiss herauskam, ein Kompromiss, die MetallRente, als eine Organisationsform für die Altersversorgung. Wir sind immer in der Situation, dass wir einen Sozialpartner haben. Der muss mitmachen. Natürlich hätten wir uns vorgestellt, eine höhere Verbindlichkeit zu bekommen, um per Tarifvertrag zu regeln, dass diese, ich sage jetzt mal, dritte Säule, verbindlich für alle zunächst in der Metallwirtschaft sein sollte. Das war eigentlich der Gedanke. Und der Kompromiss ist, dass es auf freiwilliger Basis läuft, Also, wenn man so will, überall werben musste, dass das von dem Einzelnen übernommen wird.
Welche Bedeutung hat die betriebliche Altersversorgung heute und in Zukunft?
00:01:22:55 bis 00:02:20:22
Ich glaube, dass man diese betriebliche Altersversorgung, um das dreht es sich ja jetzt auch, dass diese weiter von der Politik gefördert wird und nicht etwa Bedenken geäußert werden oder dort wieder irgendwelche Steine in den Weg gerollt werden. Wir brauchen diese betriebliche Altersversorgung. Und jetzt will ich noch ein Wort dazu sagen. Wir haben es immer auch als eine on-Top-Angelegenheit angesehen, eine, wenn Sie so wollen, ergänzende Regelung und waren natürlich nicht gerade erfreut, als es plötzlich eine ersetzende Regelung wurde. Wir mussten das ausgleichen, was der Gesetzgeber im Grunde genommen ‚verschlimmbessert‘ hat. Er hat die gesetzliche Rente auf ein Niveau runtergefahren, wovon im Grunde niemand richtig leben kann. Also muss etwas getan werden. Und es muss weiterhin sehr viel getan werden a) in der gesetzlichen Rente aber eben auch b) in der betrieblichen Altersversorgung.